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#1

Wege

in Wald 26.10.2014 02:42
von Callista Winslow • 175 Beiträge
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#2

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 15:55
von Sinceree Forbes • 17 Beiträge

Des Öfteren fand ich meine Beute am Waldrand, in den es einige Spaziergänger lockte. Ich bevorzugte diesen Ort zum Nähren, da ich mich umgeben von den dicht umgrenzenden Bäumen sicher vor neugierigen Blicken fühlte. Es war zumindest weitaus weniger aufwendig, als beispielsweise in der Taverne einen Menschen zu manipulieren, sodass dieser mir an einen ruhigen Ort folgte.
Auch dieses Mal musste ich nicht lange warten, bis ein junges Pärchen meinen Weg kreuzte - ihren Kleidern nach zu urteilen vermutlich Menschen von beachtlichem Reichtum. Womöglich kannte man ihren Namen hier - ich jedoch verweilte noch nicht allzu lange in dieser Stadt, darum war mein Gesicht dem Großteil bislang fremd.
Ich zögerte nicht lange, mich auf die Objekte meiner Begierde zu zubewegen und biss mir mit angetanem Blick auf meine Unterlippe - voller Vorfreude auf das Fest der Befriedigung, das jeden Augenblick folgen würde. Die Fremden sahen erst mich, und dann einander, vollkommen perplex an. Womöglich ahnten sie, dass ich etwas im Schilde führte, noch ehe ich mich an den Herrn heran beugte und mich spielerisch auf die Zehenspitzen stellte, um ihm unmittelbar in seine von dichten Augenbrauen geprägten Augen sehen zu können. "Du bist gefälligst leise und bewegst dich keinen Zentimeter; anschließend vergisst du das hier", befahl ich mit vorfreudigem Lächeln. Das kurze Erweitern und anschließende Zusammenziehen seiner Pupillen bestätigten mir, dass die Manipulation erfolgreich gewesen war.
Seine Frau, welche mir mittlerweile offensichtlichste Skepsis entgegen brachte, öffnete in jenem Moment den Mund, um - wie ich es erahnte - etwas vollkommen Nervtötendes von sich zu geben. Mit einem missbilligendem Kopfschütteln legte ich jedoch meinen Zeigefinger auf ihre Lippe und unterband ihren Protest. Nun fixierte sich mein Blick auch in ihrem. "Du bist leise und bewegst dich nicht. Du wirst das hier anschließend sofort vergessen." Die lästige Vorarbeit war hiermit erledigt. Augenblicklich zerrte ich beide zwischen einen engen Kreis aus Bäumen, in dem unsere Sichtbarkeit für andere fast vollkommen verschwand.
Einer nach dem anderen versenkte ich meine Reißzähne in ihren jungen, zarten Hälsen. Da ich sie nicht dazu manipuliert hatte, das emotional nicht an sich heran zu lassen, schrie die Angst aus ihren Augen mir deutlich entgegen. Doch aufgrund der Tatsache, dass ich nun mal ein Raubtier war, steigerte dies den Spaß an der ganzen Sache. Sobald ich gesättigt war, zwang ich mich dazu, meine Zähne aus der verängstigten Dame zu lösen und leckte mir genüsslich das Blut von den Lippen. Ich erkannte, wie in der darauffolgenden Sekunde die Blicke meiner Opfer Ausdruckslosigkeit zeigten - die Manipulation hatte sie bereits vergessen lassen. "Und jetzt verschwindet", wisperte ich gut gelaunt und sah sie von dannen ziehen.
Sobald das Pärchen den Wald verlassen hatten, begab auch ich mich wieder auf die Wege, welche mich gedankenverloren tiefer in den Wald hinein führten.


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#3

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 17:52
von Joy Drean • 5 Beiträge

Ich streifte durch einen Wald, tagelang hatte ich nichts gegessen, die Sehnsucht nach meiner kleinen Bella war unerträglich. Obwohl ich sehr wohl hörte, das ich nicht alleine war, in diesem aus Tannen bestehenden Wald, ließ ich mich von meinen Gedanken ablenken. //Wie es meiner kleinen wohl ergangen ist, seit unserem letzten treffen? Wird der kleine Killian schon das sprechen gelernt haben? Werde ich meine kleine Familie je wieder sehen?// Obwohl ich auf der suche nach der Frau war, die mir im Leben hätte so einiges ersparen können, konnte ich nur an meine Tochter denken. Ich hatte solch eine Angst ihr könnte etwas geschehen, sie war tausende Kilometer entfernt, aber dennoch war ich in Gedanken nur bei ihr. Jedenfalls bis ich diese blonde Schönheit sah, die kein Mensch war, denn das hätte ich gerochen. //Einige Kontakte knüpfen, hmm, es würde mich wenigstens etwas ablenken und vielleicht, bekomme ich so etwas über meine "Mutter" heraus// In Vampirgeschwindigkeit stellte ich mich vor sie "Hübsche Haarfarbe"begrüßte ich sie.


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#4

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 18:02
von Sinceree Forbes • 17 Beiträge

Ein wenig überrascht stand ich der jungen Frau gegenüber. Einem Vampir war ich in meiner beachtlichen Lebenszeit nicht allzu oft begegnet. Für einen kurzen Moment musterte ich die ausgesprochen hübsche Frau und musste feststellen, dass sie mich stark an irgendjemanden erinnerte - ich kam nur nicht im Geringsten darauf, an wen ...
"Es wundert Euch wahrscheinlich nicht, dass ich dieses Kompliment nur zurückgeben kann", entgegnete ich mit gut gesinntem Lächeln, "ich bin auch irgendwie stolz darauf, denn Blondinen sind ja sozusagen eine kostbare Seltenheit." Das stimmte wahrlich, denn zu Zeiten, in denen künstliche Haarfarben noch unvorstellbar waren, galten die Blonden als besonders begehrte Damen - nach denen sich aus eigener Erfahrung ein jeder umsah.
Einer strahlenden Erscheinung wie die der Unbekannten war ich selten begegnet.
Irgendwie war es fast schon eine Erleichterung, auf meinesgleichen zu treffen und womöglich Kontakt zu jemandem aufzubauen, bei dem man von dem endlosen Versteckspiel verschont wurde. "Ich bin im Übrigen Sinceree. Und wie lautet Euer Name?", stellte ich mich aufgrund dessen vor und legte neugierig den Kopf in den Nacken.


zuletzt bearbeitet 30.10.2014 18:04 | nach oben springen

#5

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 18:47
von Joy Drean • 5 Beiträge

Die Gnädige hatte recht, ich war nicht sehr verwundert, über ihre nette Bemerkung zu meinem Aussehen. "So trügt der schein einmal nicht, es ist wahrhaftig eine Besonnenheit, Blond zu sein", lächelte ich ihr entzückt entgegen. Ich sah ihr immer wieder in die Augen, die mir etwas sagen wollten, so hatte ich das Gefühl. "Entschuldigt, sind wir uns schon einmal begegnet?", fragte ich, mit einem kleinen Stirnrunzeln. Fünf Minuten kannte ich die Dame, doch fühlte es sich eigenartig an, ihrer Stimme Gehör zu schenken. Es war etwas bekanntes, aber zugleich so fremdes im Klang ihrer bezaubernden Stimme. "Mein Name ist Joy, Joy Drean, was verschleppt eine so hübsche, blonde, junge Dame in einen Wald, wenn ich mir diese frage erlauben darf", sah ich ihr mit meinen strahlenden Augen in die ihre.


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#6

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 19:05
von Sinceree Forbes • 17 Beiträge

Meine Augen flackerten auf, als die Blondine genau das aussprach, was mir in diesem Moment durch den Kopf geschossen war und mir seitdem keine Ruhe mehr gelassen hatte. "Nicht, dass ich wüsste, nein ... Aber genau dieses Gefühl hatte ich ebenso!", entgegnete ich mit nachdenklichem Schmunzeln. Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren, um dieses so bekannt erscheinende Bild von Joy Drean in meinen Erinnerungen wieder zu finden - doch bislang vergebens. Ich spürte, da war etwas. Irgendwas. Rätselnd fuhr ich mir durch meine blonde Haarmähne.
"Es fühlt sich vollkommen seltsam an, nicht wahr?", sprach ich ratlos an sie gewandt. "Mir gefällt Eure Ausdrucksweise", stellte ich dann wieder mit herzlichem Lächeln fest, als Anzeichen dafür, dass ich mich geschmeichelt fühlte, "ich habe eben meinen Beutefang gemacht. Nein, ich verzichte auf Tierblut, falls Ihr das denkt. Spaziergänger sind meine liebste Köstlichkeit." Ein dezentes Grinsen zierte parallel dazu meine Lippen - es schien mir, als konnte ich beim Gedanken daran noch immer den berauschenden Geschmack meiner Opfer auf der Zunge spüren.
"Was hat Euch hierher geführt?", stellte ich dann die Gegenfrage, "Wie alt seid Ihr? Ich weiß, es ist unhöflich das zu erfragen, allerdings fasziniert es mich, da ich nicht allzu oft jemandem meiner Natur begegne." Ein entschuldigendes Lächeln legte sich auf meinem zarten Gesicht nieder. Für gewöhnlich achtete ich nicht allzu sehr auf Umgangsformen, da bereits seit ich denken konnte eine kleine Rebellin in mir schlummerte. Die Begegnung mit Joy war allerdings etwas vollkommen anderes; sie wirkte sehr sympathisch und auf beängstigende Art und Weise vertraut auf mich. Sie fesselte mich - und so wollte ich nichts riskieren.


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#7

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 19:35
von Joy Drean • 5 Beiträge

Nachdenklich lehnte ich mich gegen einer der Tannen, aus die der Wald bestand. "Es ist merkwürdig, eine solche Bindung zu spüren, wir kennen uns gerade einmal 5 Minuten", lächelte ich ihr entgegen, doch sah man mir an, das ich noch immer nachdachte. "In der tat, es ist außerordentlich ungewöhnlich, ein solches Gefühl hatte ich bisher nur bei meiner geliebten Bella", wendete ich mich kurz meinen Gedanken zu. "Meine Ausdrucksweis?, das hörte ich nicht an jedem Tag, danke, die ihre ist auch ganz nett", dankte ich ihr kopfnickend. "Oh das ist sehr schade, wir hätten sonst ja sonst mal gemeinsam auf die Jagd machen können", zwinkerte, ich der mir so bekannten Frau, frech entgegen. "Nun ja, ich bin auf der suche nach einer Frau, nach der ich mich sehne, aber die ich zugleich sehr verachte.", musste ich kurz schlucken und mein Temperament zügeln. Dann lächelte ich und fuhr fort "Ich finde es keines wegs unhöflich, mich nach meines alters zu erfragen, ich bin seit 477 Jahren 19." Meine Gedanken an meine geliebte Bella hörten nicht auf, aber lenkte mich diese Dame, zu der ich eine merkwürdige Bindung hatte, mich sehr ab. "Entschuldige meine Blicke, ich versuche noch immer erfolglos zu erraten, woher ich sie kenne", hackte ich noch einmal nach.


zuletzt bearbeitet 30.10.2014 19:47 | nach oben springen

#8

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 20:03
von Sinceree Forbes • 17 Beiträge

Die Aussage über ihr Alter veränderte meine Stimmung schlagartig. Es folgte ein Kurzschluss in meinem Kopf - nun wurde mir einiges bewusst. Die Zeit, in welcher sie geboren wurde, ließ sich auf die Zeit zurückführen, zu welcher dieser widerliche Kerl mich vergewaltigt hatte.
Das war es. Es konnte gar nichts anderes sein. Ich hatte einmal gehört, dass eine wahre Mutter immer ihr Kind erkennen würde. Bei Joy hatte ich von der ersten Sekunde an ein aufdrängendes Gefühl vernommen, dass sie keine unbedeutende Person für mich war. Die Person, von welcher ich glaubte, dass sie mich an sie erinnerte - das war ich. Nun ergab es Sinn ... doch nach all den Jahren beängstigte es mich. Sie musste es einfach sein. Oder war das alles womöglich nur ein ganz bitterer Zufall?
Sie hatte nach mir gesucht? Nein, ich musste träumen, das konnte nicht die Wirklichkeit sein! Nie im Leben hatte ich geahnt, dass mir noch einmal ein solches Glück zuteil werden würde. Es war so unwirklich, ja es war tatsächlich unrealistisch, dass ich ihr überhaupt wieder begegnete. Meinen Augen war deutlich anzumerken, dass ihre Worte etwas verändert hatten. Vollkommen perplex starrte ich ihr entgegen. Tränen verschleierten ihre wunderschöne Erscheinung in meinen Augen; doch ich versuchte, mich gefasst zu geben.
Mit bemüht fester Stimme wagte ich mich dann zu fragen: "Seid Ihr etwa in einem Kinderheim aufgewachsen?" Mein Herz hatte seit Jahrhunderten nicht mehr so heftig in meiner Brust getobt. Falls es sich tatsächlich als Zufall herausstellte, dann wusste ich nicht, wie ich mit diesem zerronnenen Glück umgehen sollte ... ich wünschte mir so sehr, dass sie es war ...


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#9

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 20:44
von Joy Drean • 5 Beiträge

Ich war verwirrt, doch schaffte diese Dame es mich noch mehr zu verwirren. Sie reagierte recht merkwürdig auf meine aussage, das ich 477 Jahre lang 19 bin. Ich wusste mir keinen Rat als sich ihre Gesichtszüge zu ihren feuchten Augen zogen, man bemerkte, sie wollte etwas verschleiern. "Ist alles in Ordnung mit ihnen, sie müsse verzeihen, ich verstehe nicht ganz, warum sie tränen in den Augen haben", hielt ich ihr verwirrt ein Taschentuch entgegen. Ich war lediglich verwirrt, ich wusste keine Tat, die in irgendeiner Art angebracht gewesen wäre. Ihre frage ließ meinen Atem stocken, mein Temperament ließ sich kaum zurück halten. Mein Blick glitt zu Boden "Ja, ich hatte eine Mutter, die sich einen Dreck um mich scherte. Es war eine wahrhaft schlimme Zeit, so oft hätte ich sie gebraucht. Die Frau, die für mein leid und meine Sorgen schuldig war, heute versteh ich sie weniger denn je. Meine Tochter hätte ich für kein Gold der Welt, zu fremden Menschen gegeben.", voller hass, bemerkte man trotzdem meine geprägte Seite. Geprägt von Schweinen, die nicht einmal Respekt vor Kinderaugen hatten, von Schandtaten, die nicht mehr wieder gut zu machen waren. Sehr eigenartig, mir ging kurz ein Gedanke durch meinen Kopf, doch dieser war wahrhaftig zu verrückt und unmöglich. Oder?, sollte diese Schönheit meine gesuchte Mutter sein, die Frau die mich im stich ließ?. Das konnte beim besten Willen nicht sein. "Warum die frage?, sie müssen verstehen es wird langsam zu eigenartig?, bemerkte ich hoffend, das sie nicht die war, für die ich sie kurze Zeit hielt. Das wäre viel zu leicht gewesen, Jahrelang begab ich mich auf die suche, doch kein Zeichen von ihr und nun soll sie einfach vor mir stehen, kann das möglich sein?


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#10

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 21:19
von Sinceree Forbes • 17 Beiträge

Mein Gesicht wirkte merklich angespannt in jenem Moment, als sie mir voller Ratlosigkeit ein Taschentuch zu reichen versuchte - ich bemühte mich, nicht in tiefem Schluchzen auszubrechen, was man mir offensichtlich anmerkte. Mit dankendem Lächeln und glasigen Augen winkte ich dieser Geste ab. Ihre nun folgenden Worte schienen mich mehr und mehr einzureißen.
Ein Teil von mir freute sich unsagbar über die Gewissheit, dass ich tatsächlich meine leibhaftige Tochter hier vor mir stehen hatte. Der andere hatte unglaublich mit dem zu kämpfen, was Joy von mir dachte. Vor allen Dingen schmerzte aber die Tatsache, dass sie damit Recht hatte ... doch sie hatte nach mir gesucht, sie wollte mich kennen lernen. Das war alles, worauf ich mich nun zu konzentrieren versuchte.
Es war alles, was ich hatte und ich schwor mir, ich würde alles versuchen, um meinen Fehler wieder gut zu machen. Vom heutigen Tag an, der eine Erlösung von all den qualvollen Jahren war, in welchen ich mir nichts sehnlicher wünschte, als meinen Fehler rückgängig machen zu können. Der heutige Tag war womöglich das schönste Geschenk meines Lebens und ich trotz aller Umstände die glücklichste Frau.
Ich schluckte schwer, ehe ich mit leiser Stimme zur Antwort gab: "Weil ich zur Zeit deiner Geburt ein Kind ins Heim gab ..." Mein Blick kreuzte nun vielsagend den ihren. Es fiel mir auf eine Art schwer, ihren Augen stand zu halten. Ich schämte mich vollkommen dafür, dermaßen in meiner Verantwortung versagt zu haben und für so viel Leid verantwortlich zu sein. Begleitet von einem tiefen Durchatmen fuhr ich mit bestimmter Stimme und ausdrucksstarker Betonung fort: "Es gibt nichts, was das wieder gut macht. Ich weiß das - es hat mich über Jahrhunderte hinweg in meine Nächte verfolgt ... ich wollte ab einem gewissen Zeitpunkt nichts mehr, als die Mutter zu sein, die du verdient hast ... aber es war zu spät."
Nun brach meine Bemühung in sich zusammen und die ersten Tränen rinnten über meine rosigen Wangen. "Ich will mich nicht entschuldigen, das ist gar nicht möglich, aber es waren keine gewöhnlichen Umstände", schluchzte ich, "bitte gib mir die Gelegenheit, eine Mutter für dich zu sein. Bitte geh nicht wieder weg. Das könnte ich nicht ertragen." Meinen Worten war herauszuhören, dass sie aus dem tiefsten Inneren meines Herzen kamen. Flehend sah ich ihr in ihre wunderschönen braunen Augen - welche sie von ihrem Vater hatte ...
Es graute mir vor dem Moment, in dem ich ihr erzählte, was ihr Vater für eine abscheuliche Person gewesen war. Doch nach all den Jahren hatte Joy nichts anderes als Aufrichtigkeit verdient. "Wie kamst du auf die Idee, nach mir zu suchen? Bis heute hin? Woher wusstest du, dass ich noch lebe - wenn man das so bezeichnen kann?", rätselte ich mit warmherzigen Augen, aus denen nach und nach weitere Tränen ihren Weg herab fanden. Der Tumult in meinem Herzen war nicht mehr zu beschreiben.


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#11

RE: Wege

in Wald 30.10.2014 21:46
von Joy Drean • 5 Beiträge

Nicht nur der Atem, nein auch mein Herz blieb erneut stehen und diesmal so fühlte es sich jedenfalls an, blieb es länger stehen. Kein Wort gab ich von mir, das Taschentuch, das ich ihr zu reichen versuchte, viel zu Boden. Ich starrte sie lediglich an, so sah sie also aus, sie lebte noch, doch hatte sie nie nach mir gesucht. All die Qualen, die ich in meiner Kindheit hatte durch machen müssen, jetzt stand sie hier vor mir und bettelte nur so vor Reue. Nie verstand ich, wie es einer Mutter möglich war, sein eigen Fleisch und Blut weg zugeben, noch viel weniger, weil ich selbst eine kleine Tochter hatte. So sehr ich mich bemühte, meine Sprachlosigkeit nahm kein Ende. Wie konnte sie, all diese Gefühle kamen in mir hoch hass, Freude, Enttäuschung, Rachsucht, aber kann sich wohl keiner vorstellen, wie dieser Moment war. Er war ruhig, doch waren die Gefühle, die ich all die Jahre aufgestaut hatte, nur ein Teil der Gefühle die hier zusammen kamen. Von meinem reglosen Gesicht, flossen Tränen wie von einem Wasserfall. Wie sollte ich reagieren? Sollte ich sie Umarmen oder eher verschwinden? Sie war die Frau, die mich hätte bewahren können, von all diesen Ereignissen. Ich stotterte leise "Warum", immer noch so starr, zugleich aber wie ein Wasserfall im Gesicht. Alle fragen, all das was sie mir gerade zu sagen versuchte, war mir so gleichgültig wie nichts zu vor in meinem Leben. Mich Interessierte nur das WARUM.


zuletzt bearbeitet 30.10.2014 21:50 | nach oben springen


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